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Texte + Gedichte: Ich (14.7.1964)

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Ich


Ich bin so vollgesogen von aller Liebe
wie ein Stein und schwer davon
sink ich hinab, zum Kern der Welt.
Ich sinke und beginne mich zu fragen

wer ich bin. Doch keine Antwort
denn das ‚Ich’ ist nutzlos, leer,
ich bin nur etwas: Liebe bin
ich vor allem, bin Liebe die

sich selbst bewusst doch auch nur
pflanzenhaft umschlingend die Welt
umschlingt; bin Stärke die aus
ruhender Vernunft zu Weisheit kommt,

geboren bin ich aus ihr, bin diese
Ruhe vor dem Sturm, der aus mir
kommen wird genau wie jene
Woge die mich weiterträgt.

Ich bin: das ist es was ich bin,
bin selbstbewusstes Sein, bin damit
Mensch und kenne die Begehren,
ich bin, ein Wort noch und

der Becher meines Seins ist voll,
der Zeit, geboten ihn zu leeren
ich bin ein Ruhendes, nicht offenbar
und nicht von Oben her,

aus uns heraus, vom Mistbeet nebenan
heraufgestiegen, vom tiefsten Willen
meines letzten, ersten Mörders,
befreit vom Sein, bin ich der große

und niemals ausgelöschte Funken,
der in sich selber blutet:
bin Mensch und damit: Aus –
das Weitere ist jenseits von den Worten.



Curd Michael Hockel
14.7.1964!

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