Lebenslauf privat
"Es war einmal ein Knabe, der war das Mittlere von fünf Kindern, zugleich war er der erstgeborene Sohn seines Vaters..."
Ich erzähle gerne Geschichten - kann sie auch sehr zielführend für unterschiedliche Bedürfnisse jeweils erfinden. Mein Vater schenkte mir, da ich sie mir wünschte, die kleinen Leder gebundenen AEG-Jahreskalender, die er geschickt bekam. Und dort machte ich am 13.3.1955 mit 12 Jahren meine erste Tagebuchnotiz: "War krank, erstmals wieder auf, Busse Kino". Damals also schon ein Kinogänger wie heute immernoch! Solche Mininotizen bahnten den Weg: seit dem 2.11.1959 schreibe ich recht regelmäßig Tagebuch und könnte aus diesen Archiven "Memoiren" machen. Vielleicht liest sich das folgende auch so. Mir ist es eine Erzählung, die ich gerne durch immer weitere erinnerte Fakten ausschmücken werde.
Kindheit und Jugend
Ich wurde am 19.10.1943 in Wien geboren. Meine Mutter, die Berliner Hausfrau Margueritha Hockel, geb. Jürgens, war damals noch mit ihrem ersten Mann verheiratet, so daß ich zunächst nicht meines Vaters Namen trug. Aus dieser Ehe hatte sie zwei andere Kinder, meine älteren Geschwister Jeanette und Eugen. Sie hatte sich "aus dem Regen in die Traufe" geflüchtet, als sie vor den Bombenangriffen auf Berlin zu ihrem Bruder nach Wien flüchtete. Erst nach vielen Jahren Erwachsenenleben begriff ich, dass sie weniger vor den Bomben, als vor den kritischen Augen der Verwandtschaft ihres Gatten geflohen war: so konnte sie ihre unerklärliche Schwangerschaft vor denen verbergen. In Wien war es wohl vor allem meine französische Großmutter, die sich um mich kümmerte. Mein Vater Dipl.Ing. Georg Hockel holte zunächst mich und dann auch meine Mutter und Geschwister zu sich nach Leutkirch im Allgäu, wo ich aufwuchs, meine beiden kleinen Brüder Patrick und Georg geboren wurden und ich die Grundschule und die ersten zwei Jahre Gymnasium besuchte. In der Grundschule lernte ich meinen Freund Hanfried Brenner kennen, eine Freundschaft die bis heute anhält. Als ich etwa 10 Jahre alt war "weigerte sich mein Hüftknochen hart zu werden" - wie ich mich seither insgesamt weigerte hart zu werden: ich erkrankte an Perthes und mußte 1 ½ Jahre im Krankenhaus, im Gipsbett, im Gehgips, im Gehapparat leben.
1958 zogen wir nach München. Ich besuchte die Klenze Oberrealschule. Aus dieser Zeit stammt die Freundschaft mit Johannes R. Hofmann. Beide waren wir an unserer Schule mit der Schülerzeitschrift, dem "Klenzespiegel" befaßt. Für mich bedeutete dies, dass ich noch vor dem Abitur bei einer Omnibusfahrt der Schülermitverwaltung und der jungen Presse Paris kennen lernte - eine Stadt, die mir immer wieder bedeutsamer Orientierungspol wurde. Meine Großmutter hatte mir ausreichend Französischkenntnisse beigebracht - die in der Schule vertieft worden waren, so dass ich mich dort wohl fühlte. Mein Vater starb völlig unvorhersehbar an einer Embolie nach einer gelungenen Operation an Magengeschwüren am 6.2.1961. In den Wirren nach seinem, uns alle verstörenden Tod, ging ich ein Jahr in ein Landschulheim in Niederbayern und sehnte mich heim. München war für mich der Ersatz für das Berlin in welchem ich gezeugt worden war, eine Stadt mit ausreichend Kontakten zu Jazzkellern (z.B. "Immergrün") und Veranstaltungen (z.B. "Kinski im Luitpold lesend") um als Jugendlicher aufzublühen. Und so zog der Gymnasiast schon mal Bilanz über dies 20.Jahrhundert in welchem er lebte und schrieb eine kleine Geschichte über einen Menschen, der Erlebtes bewahren möchte: Die Registriermaschine.
Studium
Nach dem Abitur (1965) ging ich sofort zu einem Psychiatrie-Praktikum in die Universitätsnervenklinik München. Die Erfahrungen dort führten nicht nur zu Gedichten, sondern auch zur Bestätigung meines Studienwunsches. Ich begann im Herbst mein Studium der Philosophie und Psychologie in Würzburg. Im Grundstudium Psychologie begegnete mir eine Wissenschaft mit deren Existenz ich nicht gerechnet hatte: es begeisterte mich die Perspektive, empirisch das zu erforschen, worüber Freud, Adler, Jung - die "Lehrmeister des Gymnasiasten" - spekuliert hatten, den "psychischen Apparat" und das "Seelenleben". Die Prüfungsordnung schrieb damals eine empirische Zulassungsarbeit zum Abschluß des Grundstudiums vor, ich arbeitete in der Emotionsforschung und legte eine mit "sehr gut" benotete Arbeit über "Langeweile - ein empirischer Zugang" vor. In dieser Arbeit verglich ich extrem extrovertierte und wenig extrovertierte Personen in ihrem Langeweile - Erleben und konnte nachweisen, daß sie grundverschiedene semantische Räume, Erlebenswelten für das gleich benannte Erleben "Langeweile" angeben.
Während des Studiums (in diesem Fall des Nebenfaches neuere Deutsche Literatur) lernte ich meine erste Frau Gisela Steinwachs kennen, wir heirateten am 19.5.1970.
Nach dem Vordiplom war das Studium der Psychologie in Würzburg spezialisiert auf Klinische Psychologie / Psychotherapie. Mein Schwerpunktprüfungsfach war "Tiefenpsychologie und Psychagogik" (Note: sehr gut). Ich hatte bei Pongratz, von Gebsattel, Wyss, Prill Psychosomatik und Tiefenpsychologie gehört, lernte Autogenes Training und Gruppendynamik. Daneben vertiefte ich meine Verhaltenstherapie - Kenntnisse und spezialisierte mich jedoch in der Grundorientierung, die meine Arbeit seither trägt: der personzentrierten Psychotherapie, die ich als Gesprächspsychotherapie für Erwachsene und Spieltherapie für Kinder intensiv studierte. Ein Studium das ich postgradual als systematische Weiterbildung fortführte bis zu den entsprechenden Abschlüssen.
Am 2.7.1971 traf meine Familie der Unfalltod meines jüngsten Bruders Georg. Vor allem für meine Mutter die damit 10 Jahre nach dem Tod ihres geliebten Partners ihr "Nesthäkchen" verlor, war dies ein schrecklicher Verlust.
München
Im Jahr 1972 zog ich aus dem Studienort zurück nach München und absolvierte ein Betriebsjahr bei der Siemens AG. Am Im Dezember 1973 wurde der erste Sohn geboren, stolz und vergnügt stellte ich ihn manchmal auf den Schreibtisch im Staatsinstitut für Frühpädagogik in welchem ich 1973-1976 an der Erforschung der bestmöglichen Förderbedingungen für Fünfjährige beteiligt war. Die damals erforderliche Betrachtung psychologischer Erkenntnisse im Dienst von Kindern ergab eine erste Darstellung: "Die Kinder"in einem Familienratgeber des Herder Verlages. Zugleich bereitete ich die Gründung meiner eigenen psychologischen Praxis vor.
Aus Interesse an der Körperlichkeit seelischer Vorgänge wurde ich 1976 Gründungsmitglied im Aktionskreis Psychomotorik dem ich seither angehöre.
Im Juni 1976 wurde der zweite Sohn geboren, der später in der Kinder- und Krabbelgruppe war, die ich im Spieltherapieraum der Psychologischen Praxis als Vormittagsnutzung einrichtete, die ich zum 1.10.1976 eröffnet hatte.
Die Entdeckung bei der Praxisvorbereitung war, daß es den Beruf eines behandelnden Psychologen eigentlich nicht gab - wir bewegten uns in der Illegalität unter dem Deckungsrahmen eines "Beratung" genannten Feldes, einige hatten die Heilpraktikerprüfung gemacht, andere meinten ihre Tätigkeit sei durch die mit ihnen zusammenarbeitende Ärzte legalisiert. Ich engagierte mich in der Berufspolitik (Vizepräsident BDP 1978-1983) und sorgte für einen europäischen Zusammenschluß durch den Aufbau einer übergreifenden Interessensvertretung - so wurde ich zum Gründungspräsidenten der Europäischen Förderation der Berufsverbände von Psychologen (12.9.1981 Heidelberg bis 25.7.1982 Edienburg), die sich im Jahr 2001 umbenannte in die Europäische Förderation der Psychologenverbände (EFPA - http://www.efpa.eu/).
In dieser Zeit erarbeitete ich als Schriftführer der Verbandszeitschrift "Report Psychologie" in einer Vielfalt von Artikeln die Grundlagen für eine sinnvolle Langzeitstrategie der Vertretung psychologische Interessen im Feld der Heilkundeausübung (siehe über 30 Artikel im Literaturverzeichnis). Einige der Texte habe ich hier unter Veröffentlichungen / abrufbare Texte verfügbar gemacht.
Am 13.2.1976 wurde ich vom Kultusminister in den Landesschulbeirat als Experte für Frühpädagogik berufen. Diese Berufung wurde bei der gesetzlichen Neukonstituierung zum 20.1.1983 erneuert und fortgesetzt bis 1987.
Nach ausreichender Praxis als Gesprächspsychotherapeut (GwG) wurde ich von meiner Fachgesellschaft am 9.12.1977 als Ausbilder für Gesprächspsychotherapie anerkannt.
Rainer Haun, ein autodidaktisch qualifizierter Kollege fordert mich auf, mich um die Leitungsstelle der Abteilung Psychologie / Psychotherapie des Zentrums für Psychophysische Gesundheitsvorsorge "Der Gesundheitspark München" zu bewerben. Von 1979-1991 war ich dort (neben meiner eigenen Praxis) als Leitender Angestellter mit Organisationsentwicklung, Angebotsplanung (Erwachsenenbildung, Prävention, Krisenintervention und behandlungsbegleitende Massnahmen), Gruppenleitung und der Anleitung / Supervision von etwa 40 freien Mitarbeitern tätig. Ich arbeitete in der Einzelberatung und machte intensive Erfahrungen mit Gruppenarbeit aller Anwendungsrichtungen (vom Assertivenessprogramm bis zum Psychodrama, vom Encounter bis zur Reich'schen Körperarbeit usw.)
Im Kollegenkreis wurde die Perspektive auf künftige Psychotherapeutenausbildung deutlich, wir gründeten 1980 eine gemeinnützige GmbH zur Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege und Berufsausbildung. Seither bin ich Geschäftsführer im "Verbund Klinisch Psychologischer Lehrpraxen in Bayern GmbH.(VKPL)" Diese Gesellschaft ist auch die Trägergesellschaft für das Institut für Gesprächspsychotherapie (IGT) und das Institut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (KJPT).
1981 gab ich mit von Rosenstiel und Molt die erste Ausgabe des Handbuchs der Angewandten Psychologie heraus. Unter anderem beschreibe ich dort gemeinsam mit dem Kollegen mit welchem ich sie durchgeführt hatte die Angebote zur Prävention bei langzeitiger Arbeitslosigkeit, die wir als "Personzentrierte Arbeitsfindungsseminare zur Selbstaktivierung und Situationsbewältigung, PASS" angeboten hatten.
Von 1981- 1984 hatte ich einen ersten Lehrauftrag für Gesprächspsychotherapie am Lehrstuhl Klinische Psychologie der Universität München. Im Rahmen berufspolitischer Kontakte empfahl mir Prof. Amthauer in der einzigen weltweiten Psychologenorganisation die als Personengesellschaft organisiert ist und die die Weltkongresse der Angewandten Psychologie ausrichtet Mitglied zu werden. So trat ich der International Association of Applied Psychologie (IAAP) bei.
Im Februar1982 wurde der dritte Sohn geboren.
Im Rahmen der Fachgesellschaft GwG hatte ich lange um ein Curriculum "Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie" gerungen, im eigenen Namen handelnd hatte ich hierfür seit 1976 Weiterbildungen angeboten. In einem zweiten Anlauf gelang dies und am 6.2.1989 wurde ich als Ausbilder für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie anerkannt.
Im Jahr 1984 verlegte ich meine Praxis in die Stadtmitte. Am 12.7.1989 wurde die erste Ehe geschieden, nachdem wir in den vorangegangen Jahren auf Distanz gegangen waren. Im Mai 1993 heiratete ich wieder. Am 11.10.1994 starb meine Mutter.
Im Jahr 1994 gaben Lutz von Rosenstiel, Walter Molt und ich das Handbuch der Angewandten Psychologie in völlig überarbeiteter Neuausgabe als Loseblattsammlung heraus.
Mit der Einführung des Qualitätsstandards "Supervisor BDP" wies ich meine bisherige Arbeit in dieser Funktion nach und erhielt am 7.9.1994 die entsprechende Anerkennung.
Seit 1995 bis 2003 hatte ich fortlaufend einen Lehrauftrag für Kinderpsychotherapie an der Universität Innsbruck, auch wurde ich nach der gesetzlichen Regelung des Berufes in Österreich am 19.3.1997 als Psychotherapeut anerkannt.
Mit der Einführung des Psychotherapeutengesetzes in Deutschland wurde ich am 4.1.1999 als Psychologischer Psychotherapeut staatlich approbiert und am 22.3.1999 als Kinder - und Jugendlichenpsychotherapeut.
Um den Beruf des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten vertreten zu können bedarf es einer eigenen Berufsvertretung, ich ergriff die Initiative und führte mit anderen die Konstituierung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten (aus einer vorangegangenen, ähnlich benannten Fachgesellschaft) herbei, dessen Bayerischen Landesverband wir am 10.7.99 gründeten, ich übernahm wieder die Rolle eines Gründungspräsidenten (von 1999-2000). Der bkj vertritt inzwischen sowohl auf Länderebene als auch als Bundesberufsverband die Interessen der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Kontakt siehe http://www.bkj-ev.de).
Nach der Nennung durch die Fachverbände wurde ich als erstberufener Vertreter im Zulassungsausschuß für Ärzte und Psychotherapeuten tätig (1999-2002), diese Berufung wurde im Januar 2002 erneuert. Zugleich wurde mein eigener Antrag abgelehnt, meine langjährige Praxis nun als Kassenpraxis bedarfsunabhängig zu zulassen. Benutzt wurde hier wie in vielen Fällen das Zeitfenster - Argument, ich hätte in den drei Jahren bevor das PTG in den Bundestag eingebracht wurde zu wenig Psychotherapie mit Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen erbracht. So kann ich auch weiterhin, wie vor dem Gesetz, nur Privatpatienten behandeln - allerdings auch Beihilfeempfänger und Angehörige der meisten privaten Krankenversicherungen.
Bei der Auswertung meiner bisherigen Erfahrungen mit Beratung / Coaching entwickelt sich der Gedanke diese Qualifikation systematisch abzurunden und ein hierfür qualifizierendes Curriculum zu schaffen. Ich beschrieb (mit einer Kollegengruppe) unser Konzept eines fünfwertigen Coachings. Im Kontakt mit dem ifb-Jiranek gelingt dies und mit der Einführung des Qualitätsstandards "Coach ifb-jiranek" erhielt ich diese Anerkennung (2000). Gemeinsam entwickelten wir auch die Perspektive das gelernte und angewandte Wissen weiter zu geben und schufen mit dem "Coach ifb" eine Qualifizierung für Coaching, die individualisiert erfahrenen Führungs- und Fachkräften die Kompetenz zu solchem Berusfhandeln vermittelt.